Wander, Fred
* 1917-01-05 Wien (A)
† 2006-07-10 Wien (A)

Fred Wander wurde in Wien geboren. Seine Eltern waren 1911 aus Czernowitz (heute Ukraine) nach Wien gezogen. W.s Vater Jakob (geb. 1879) arbeitete als Handelsvertreter u. a. für eine Hutmacherfirma in Deutschland und den Niederlanden. Seine Mutter Berta (geb.1881) war Näherin und verrichtete Heimarbeit. Beide Eltern und W.s Schwester Renée (geb. 1915) waren von Wien nach Amsterdam emigriert. Von dort wurden sie im September 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sein Bruder Otto (1905-1977), ebenfalls aus Wien nach Frankreich emigriert, überlebte in einem Versteck in Lyon. W. besuchte die Volks- und Hauptschule in Wien. Mit vierzehn verließ er die Schule und arbeitete drei Jahre als Lehrling in einer Kleiderfabrik, danach wechselnde Anstellungen. Im Mai 1938 emigrierte W. aus Wien, ihm gelang die Flucht über die Schweiz nach Frankreich. Er nahm Gelegenheitsarbeiten an, u.a. als Schildermaler, Dekorateur, Anstreicher, Diener, auch im Gastgewerbe und in der Landwirtschaft. Ähnlich wie Albert Drach pflegte er keinerlei Kontakt zu österreichischen oder deutschen Exilorganisationen. Er reiste quer durch Frankreich und wurde bei Kriegsbeginn als "feindlicher Ausländer" interniert. 1940 gelangte er in die nichtbesetzte Zone nach Marseille, auch dort wurde er in mehreren Lagern interniert. Er flüchtete abermals und versuchte, sich in die Schweiz abzusetzen. Der Versuch misslang. W. wurde von der Schweizer Polizei aufgegriffen und in Ketten an die französische Vichy-Polizei ausgeliefert. Transport ins Lager Rivesaltes, über das Lager Drancy wurde W. im Seprtember 1942 nach Auschwitz deportiert. Von dort kam er in das Lager Groß-Rosen und zahlreiche Nebenlager, auf einem Todesmarsch über das Riesengebirge im Winter 1944/45 nach Buchenwald, wo er im April 1945 die Befreiung erlebte. 1945 kehrte W. über Salzburg nach Wien zurück. Er arbeitete als Zeichner, Fotograf und Reporter für die Zeitung "Der Abend", wurde Mitglied der KPÖ. 1954 veröffentlichte er die Erzählung "Vierundzwanzig Stunden aus dem Leben eines Reporters" in der Anthologie "Der Kreis hat einen Anfang". Auf Einladung nahm er am ersten Studiengang des neugegründeten Literaturinstituts Johannes R. Becher in Leipzig teil, gemeinsam mit Ralph Giordano, Adolf Endler oder Erich Loest. 1956 heiratete er Maxie Brunner (1933-1977) und übersiedelte mit ihr 1958 in die DDR, lebte dort als freier Schriftsteller. W. wurde Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR (bis 1983) und des PEN. Zahlreiche Buchveröffentlichungen, Erzählungen, Reisebücher, auch Stücke. Fluchten und Lagererfahrungen blieben W.s Thema in allen Büchern. Besonders in "Der siebente Brunnen" (1971), "Hôtel Baalbek" (1991), "Ein Zimmer in Paris" (1976) und in seinen Erinnerungen "Das gute Leben" (1996 und bearbeitet 2006) gestaltete er seine Erfahrungen eindringlich. Seit 1982 mit Susanne verheiratet, 1983 Übersiedlung von Berlin nach Wien. In Österreich zögerlich wahrgenommen, verstärkte sich die Rezeption erst seit 1991 mit dem Erscheinen des Romans "Hôtel Baalbek". Bearbeitet von Wilhelm Kuehs (Klagenfurt), überarbeitet von Susanne Wander.

 

Multimedialinks:

Federn, Ernst: Strafen im KZ Dachau zeigen

Federn, Ernst: Überleben im KZ zeigen

Wander, Fred: Auswahl an der Rampe des KZ zeigen

Wander, Fred: Der siebente Brunnen (Lesung eines Textausschnittes) zeigen

Wander, Fred: Judenhass gegenüber Kindern zeigen

Wander, Fred: Schreiben über das KZ zeigen

Wander, Fred: Situation der Emigranten in Frankreich/Hotel Baalbek zeigen

Wander, Fred: Über Grausamkeit der SS zeigen

Wander, Fred: Wechsel des jüdischen Namens nach dem Krieg zeigen

Höller, Hans: Erzählen als Erinnern und Widerstand zeigen

Kaiser, Konstantin: Ein anderer Humor zeigen

Müller, Karl: Laudatio auf Fred Wander anlässlich der Verleihung des Theodor-Kramer-Preises 2003 zeigen

Wander, Fred: Interview zeigen

 

Werkverzeichnis:

Das gute Leben (Carl Hanser, 1996) zeigen

Der siebente Brunnen (Aufbau, 1971) zeigen

Ein Zimmer in Paris (Aufbau, 1976) zeigen

Hotel Baalbek (Aufbau, 1991) zeigen

Josua läßt grüßen. Der Bungalow (Aufbau , 1979) zeigen

 

Forschungsliteratur:

Brand, Matthias Stacheldrahtleben, Literatur und Konzentrationslager (1981) zeigen

Kraus, Hannes Fred Wander (Bertelsmann Lexikon Verlag, 1992) zeigen

Ruiss, Gerhard u.a. Kataloglexikon zur Österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts (o.V.) zeigen

Steiner, Stephan Ein Buch: Das Leben (1997) zeigen

Töteberg, Michael; Wiegehaus, Georg Fred Wander (1994) zeigen

Wander, Fred Ein Zimmer in Paris (Aufbau, 1976) zeigen

Wander, Fred Hotel Baalbek (Aufbau, 1991) zeigen

Wander, Fred Das gute Leben (Carl Hanser, 1996) zeigen

Wander, Fred Der siebente Brunnen (Aufbau, 1971) zeigen

Wander, Fred Doppeltes Antlitz - Pariser Impressionen (Neues Leben , 1966) zeigen

Wolf, Christa Gedächtnis und Gedenken (1972) zeigen

 

Printversion aller Artikel (umfasst etwa 200 Seiten)

  

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