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KAPITEL

1. Fred Wander: Kurzbiographie
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2. "Der siebente Brunnen"
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3. "Ein Zimmer in Paris"
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4. Hôtel Baalbek
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5. "Das gute Leben - Erinnerungen"
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6. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Fred Wander (1917)


"Der Fluch auf uns ist wie das Wasser des siebenten Brunnens. [...] Der siebente Brunnen aber wird wegspülen, was du angehäuft hast, die goldenen Leuchter, das Haus und deine Kinder. Nackt wirst du zurückbleiben wie Hiob, als kämest du aus der Mutter Schoß. Und das lautere Wasser des siebenten Brunnens wird dich reinigen, und du wirst durchsichtig werden, selbst der Brunnen, bereit für zukünftige Geschlechter, auf dass sie entsteigen der Dunkelheit, reinen und klaren Auges, das Herz ganz leicht." (Wander 1987, 42)

Das Erdenleben ist nichtig, aller Reichtum, alles Glück kann von heute auf morgen zerstört sein. Aber dieses Leiden, diese Qualen haben einen Sinn. Sie sind als Prüfung, als Läuterung zu verstehen. Denn am Ende wird der Geprüfte, der Geschlagene der Dunkelheit entkommen, er und seine Nachkommen werden das Heil erlangen. Das ist, wie im Zitat angeklungen, die Geschichte Hiobs, es ist aber auch die Geschichte vieler anderer Helden der Verkündigungsreligionen. Und in dieser Geschichte bildet sich auch das Werk eines Alchemisten wie Rabbi Löw ab. Man muss durch die Hölle, um in den Himmel zu gelangen. Wenn Wander die Erzählung in diesen Rahmen stellt, versucht er dem sinnlosen Schrecken die Spitze zu nehmen, ihm eine Bedeutung zu geben, die vordergründig nicht fassbar scheint, aber die den Schrecken erträglicher macht. Wander stellt seine Erzählung vom siebenten Brunnen, die einen erlösenden Ausgang verheißt, gegen das Chaos der Nationalsozialisten.

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