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KAPITEL

1. Exil und Sprache
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2. Sprachwechsel - Übersicht
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3. Fallbeispiele
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4. Mehrsprachigkeit - Literarisches Übersetzen: Hilde Spiel - Paul Celan
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5. Anhang
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Primus-Heinz Kucher:
Sprachreflexion - Sprachwechsel im Exil


"[...] wie können wir politisch kulturell unsere Aufgabe erfüllen? Man kann Sprache nicht zerstören, ohne in sich selber Kultur zu zerstören. Und umgekehrt, man kann eine Kultur nicht erhalten und fortentwickeln, ohne in der Sprache zu sprechen, worin diese Kultur gebildet ist und lebt." (Bloch, Zerstörte Sprache/Politische Messungen, 1939/1970, 277)

Bloch, Ernst zeigen
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Während Hilde Spiel und Klaus Mann den Sprachwechsel als grundsätzlich möglich, wenn auch riskant erachteten und ihn für das eigene Schaffen seit 1939/40 auch realisierten, erblickte die Mehrzahl, vor allem der bereits als Schriftsteller gefestigten Exilanten, ihre Aufgabe vielmehr darin, der deutschen Sprache "treuer als der Freundschaft" (Berthold Viertel: Die deutsche Sprache. In: Das graue Tuch, 177) verbunden zu bleiben, sie gegen Schändung und Verrat in Schutz zu nehmen und dafür Trost zu erhalten. Die Zuwendung zu "traditionalistischen" Formen (historisches Drama, historischer Roman, Ballade, Sonett) ist aus diesem sprachpolitischen und sprachreflexiven Kontext heraus zu sehen und zu begreifen (Ernst Waldinger: Die Heilkraft der Sonette. In: Ich kann mit meinem Menschenbruder sprechen 1965, 104)

Vergleichen Sie dazu auch unsere Porträtvorlesung zu Berthold Viertel.

Waldinger, Ernst zeigen
Viertel, Berthold zeigen
Waldinger, Ernst zeigen
Waldinger, Ernst: Die Heilkraft der Sonette zeigen
Waldinger, Ernst: Noch vor dem jüngsten Tag zeigen

Exil und Sprachwechsel waren natürlich auch eine Generationsfrage. Unter den vor 1900 geborenen Autor/inn/en, die zum Exil gezwungen waren, versuchten sich nur wenige in der Sprache des Gastlandes, z. B. Hans Flesch-Brunningen (1895-1981), dessen "Untimely Ulysses" (1940) im "Times Literary Supplement" als "most intriguing and frightening book" charakterisiert und trotz geringer Konzessionen an die englischen Lesererwartungen im Juli 1940 als "first choice" unter den Neuerscheinungen genannt wurde (Dove, 1996, 99). Sehr erfolgreich war Robert Neumann (1897-1975): Dessen zuerst auf Englisch erschienener (aber ursprünglich noch auf Deutsch verfasster) Roman "By the waters of Babylon" (1939) war ein internationaler Erfolg. Die darauffolgenden Romane "Scene in Passing" (1942) und vor allem "The Inquest" (1944), die thematisch wie sprachlich "the experience of exile and the related crisis of identity" ausloten und gestalten (Dove,1995, 113), markierten gar den Übergang vom deutschsprachigen zum erfolgreichen, ins Deutsche rückübersetzten Autor:

Flesch-Brunningen, Hans zeigen
Flesch-Brunningen, Hans zeigen

"The Inquest marks Neumann's final transition from successful German author to successful English author whose works were translated into German." (Dove, 1995, 113)

Neumann, Robert zeigen

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