zurück zum Inhaltsverzeichnis

KAPITEL

1. Einleitung
anzeigen

2. Biographische Notizen
anzeigen

3. In Großbritannien
anzeigen

4. Die Schriftstellerin
anzeigen

5. Anhang
anzeigen

 

Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Stella Rotenberg (1916)


Ich bin unbekannt in jedem Land. In jedem Lande bin ich unbenannt. Ist keiner da, der mich beim Namen nennt. Ist keiner da, der meinen Namen kennt.

Ich bin unbestätigte Vergangenheit. Ich lebe. Doch ist keiner, nah noch weit, der bezeugen kann, daß ich entsprungen war, wie andre Menschen, einem Menschenpaar.

Rotenberg, Stella zeigen

1946 wurde Stella Rotenberg britische Staatsbürgerin (british subject), ihr Mann beendete sein Medizinstudium. 1948 zogen sie nach Leeds, wo Wolf Rotenberg sein klinisches Praktikum an der dortigen Klinik absolvierte. 1951 entband sie des Sohnes Adrian. Nach wie vor hatte man keine Wohnung, lebte auf beengtem Raum in einer Dienstunterkunft im Spital. Ein eingeschränktes, einsames Leben mit wenig Möglichkeiten zur deutschsprachigen Konversation. In einem Brief schreibt Stella Rotenberg über ihr Leben in Leeds:

"Es leben einige deutsche und österreichische Flüchtlinge in Leeds, die sprechen aber nur ungern und mangelhaft deutsch. Ich spreche englisch mit ausländischem Akzent, und bin daher für Engländer eine Fremde, Distanz ist sofort spürbar. Juden, die hier wohnen, Kinder von russischen und litauischen Einwanderern (aus den Jahren 1884-1914 [der Zeit der schlimmsten zaristischen Unterdrückung in Litauen]) kommen mir offenherzig entgegen, aber die wenigen, die ich kenne, haben andere, hauptsächlich häusliche oder geschäftliche Interessen, sie scheinen mir, obwohl gleichaltrig, anders 'bedingt'."

Rotenberg, Stella: Brief an Primus-Heinz Kucher (21. Juni 1991) zeigen
Rotenberg, Stella zeigen
Rotenberg, Stella zeigen
Exil in Großbritannien zeigen

Trotz der Abgeschiedenheit von einem kulturellen deutschsprachigen Leben schrieb Stella Rotenberg all die Jahre über in ihrer Muttersprache. Ein Schreiben unter Ausschluss jeder Öffentlichkeit ohne jede literarische Attitüde. "Ich habe nie lesen lernen müssen, ich habe immer lesen können. Das Lesen ist mir sozusagen zugeflogen", sagt Stella - über ihre leidenschaftliche Hinwendung, von Kindheit an, zur Literatur:

S. 8/14 vorherige Seite - nächste Seite

  

IMPRESSUM | 2002 © UNIVERSITÄT SALZBURG