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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Biographische Notizen
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3. In Großbritannien
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4. Die Schriftstellerin
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5. Anhang
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Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Stella Rotenberg (1916)


Allein die Sehnsucht nach dem Wort hat Feuer [...] Deine Sprache, wisse, ist dein Schicksal, das Steuer deines Schiffs wenn Land dir winkt. Verlierst du sie so bist du auch verloren, du schreist nach Land, aber dein Land versinkt. ("Meine Sprache", unveröffentlichtes Gedicht)

Die Treue und das tiefe Vertrauen zur Muttersprache ist die äußerst bemerkenswerte Seite der Stella Rotenberg. Eine Sprache, die "entehrt" auch die Sprache Peiniger und Mörder war, missbraucht für Demütigung und dem Raubzug an der Würde der Menschen: "... doch ist's der einzige Laut/der mir vertraut." ("Muttersprache") und als solche ein unveräußerliches Gut.

Gegen die Brüll- und Plärrsprache bleibt der "kleine Schrei" einer sterbeneden jungen namenlosen Frau. Ihr Vermächtnis der "kleine Schrei" gleichermaßen Todes-Schrei und Schrei nach Leben, überdauert ihren Tod, wird zu einem Schrei der Anklage und der Mahnung gegen das Vergessen. Das Vermächtnis des Mädchens erreicht die überlebende Dichterin, sie weiß von diesem Schicksal, das ihr gedroht hätte, wäre sie in Wien geblieben.

Biografie

Geboren in der Kriegszeit in Wien, gestorben in der Kriegszeit am Marsch in Richtung Minsk, erschlagen von einem SS-Mann aus Wien, weil sie nicht rascher laufen konnte. Sie hinterließ keinen Namen kein Gebein nichts als einen kleinen Schrei.

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