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KAPITEL

1. Kurzinformation zum "Wiener Werkel" (1939 -1944)
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2. Das Spiel um den Chinesen, der net untergeht
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3. Herrn Sebastian Kampels Höllenfahrt
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4. Der Wiener Januskopf
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5. Anhang
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Herbert Staud:
Das Ostmark-Kabarett "Wiener Werkel" - Kollaboration oder Demonstration?


Karli (eintretend): Heil Hitler, Mutti! Gu'n Abend Papa! Frau Kampel: Heil Hitler, Karli! Herr Kampel: Was is'? Zu dir sagt der Bua Heil Hitler und zu mir sagt er Gu'n Abend? Ich komm' ma ja direkt ausg'stoßn vor. Schaut's Ihr mich vielleicht als Staatsfeind Nr. 1 an? (Frau Kampel ab in die Küche.) Wo warst denn so lang? Karli: Dienst g'habt. Papa, kaufst mir ein Fahrtenmesser? Herr Kampel: A Fahrtenmesser? Zu was denn? Hast doch eh das Federmesserl vom Edi Onkel! Karli: Aber ein Fahrtenmesser ... Herr Kampel: Du brauchst keins! Wann's d'willst, kannst mit mein' Taschenfeitl fahren. (Frau Kampel tritt ein.) Frau Kampel: Mahlzeit! (Stellt das Essen auf den Tisch.) Herr Kampel: Mahlzeit! A Fahrtenmesser! Hunderte Generationen Kinder san ohne Fahrtenmesser auskommen, ................................ (Ißt) Fixlaudon, a Gräten! Wo kommt denn die her?

nur mein Herr Sohn is was Besseres!!
aber des soll wohl die neue Generation sein!!
aber der Kampel-Karli braucht a Fahrtenmesser!!

Frau Kampel: Wahrscheinlich vom Fisch. Herr Kampel: Minderwertig, alles minderwertig. Na, das kann ja noch guat wer'n. Werd's sehg'n, im Fruahjahr wird's keine Ananas [= damalige Bezeichnung für Erdbeeren] geb'n. Frau Kampel: Warum soll's denn keine Ananas geben? Herr Kampel: Erstens weil's rot san, ................................

und zweitens weil man des Braune wegschneid't.
und wahrscheinlich machen's auch aus die Ananas Zellwolle, die Preußen.
und außerdem und überhaupt.

Frau Kampel: Was hast denn allerweil gegen die Preußen? Herr Kampel: Gar nix! Aber natürlich, für dich is a jeder Preuß a Lohengrin mit an Fahrtenmesser! Frau Kampel: Wieso Lohengrin? Für mich is a Preuß a Deutscher wie jeder andere. Herr Kampel: Keine Spur von Individualität! Dir genügt a Fahrtenmesser und a Schwan und deiner Mutter der Blockwart! (Wild.) Aber i will Ananas!! Das is' eben der Zusammenprall zweier Weltanschauungen: Hie Schwan -, hie Ananas! (Spuckt.) Und der Fisch is' auch noch voller Gräten! [...] (Weys o.J., 191f.)

Auswertung

Und dies ist das Ende für Kampel:

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