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KAPITEL

1. Politisches Kabarett
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2. Blaue Blusen/Rote Spieler
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3. Jüdisch-Politisches Cabaret
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4. Der liebe Augustin
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5. Die Stachelbeere
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6. Die Seeschlange
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7. Literatur am Naschmarkt
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8. ABC
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9. Anhang
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Herbert Staud:
Die Wiener Kleinkunst der Zwischenkriegszeit im Widerstand gegen den Faschismus


Strophe 5: Die letzte Strophe kann als visionär angesehen werden, schließlich ist sie 1935(!) geschrieben. Sie zeigt aber eines: Wer hellhörig war und sich den drohenden Anzeichen nicht verschloss, konnte ahnen, was manche nachher noch immer nicht wahrhaben wollten. Lesen Sie dazu einen Ausschnitt aus dem Stück Plagiat! Plagiat! von Jura Soyfer und Hans Weigel.

Soyfer / Weigel: Plagiat! Plagiat! zeigen

Die Revuen, die Operettenseligkeit, die sich oft mit dem Film verbündete, die Ausschlachtung und Trivialisierung der ernsten Muse, das alles waren Themen, derer sich die Kleinkunst gerne annahm. Einen zusätzlichen Reiz bot die Nummer für die gebildeten Besucher natürlich dadurch, dass der Wiedererkennungseffekt mit Goethe-Zitaten (in erster Linie aus dem "Faust") ihnen große Identifikation mit ihrer klassischen Bildung ermöglichte.

Aufgabe:

Wie steht es denn mit Ihnen? Wie viele Zitate werden Sie erkennen?

Wissen Sie eigentlich, was mit Lehár und Löhner-Beda im angeschlossenen Österreich geschah? Schließlich lebte das NS-System ja auch davon, dass es Musik-, Revue- und Operettenfilme entweder direkt propagandistisch instrumentalisierte oder zumindest zur Ablenkung willkommen fand. In den Babelsberger UFA-Ateliers entdeckte man schon vor dem "Anschluss" die Attraktivität der Wiener Kulisse als Filmschauplatz.

"Die von den Nationalsozialisten als Musterbetrieb und 'Neu-Babelsberg' apostrophierte Wien-Film, zumal man in die Errichtung moderner Atelieranlagen auf dem Rosenhügel einiges investiert hatte, sollte tatsächlich von 1939 bis 1945 einen maßgeblichen Beitrag zum Unterhaltungsfilm im Dritten Reich leisten. Mit Filmen wie 'Unsterblicher Walzer', 'Mutterliebe', 'Operette' oder 'Der Postmeister' profilierte sich diese Produktionsstätte als wichtiger Lieferant von Unterhaltungsware, die scheinbar unpolitisch, durch ihre planmäßige Ablenkungsfunktion die Menschen bei Laune halten sollte, um ihnen jedoch zugleich unweigerlich die einschlägigen Moral- und Wertvorstellungen zu vermitteln." (Erber-Groiss 1988, 161)

"Operette", Ufa-Film von 1940 zeigen
Lehár, Franz zeigen

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