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KAPITEL

1. Einleitendes
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2. I. Berlin 1931-1933: Die Großstadt als Laboratorium
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3. II. Wien 1933 bis 1938: Zwischen den Stühlen
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4. III. Schweizer Exil 1938-1942: Ein ontologisches Kunststück
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5. Anhang
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Markus Kreuzwieser:
Robert Musil (1880-1942)


Besucht man das Robert-Musil-Museum in Klagenfurt, Bahnhofstraße 50, das sich im Geburtshaus des Dichters befindet, so fällt sofort auf, dass nur wenige persönliche Gegenstände, die oft den Reiz eines Museums ausmachen, aus dem Besitz von Robert (1880-1942) und Martha (1874-1949) Musil auf die Nachwelt gekommen sind.

Musil, Robert : Zeichnung von Martha Musil zeigen
Musil, Martha: Selbstporträt zeigen
Musil Museum zeigen

Dies liegt vor allem daran, dass das Ehepaar Musil Wien im Jahre 1938, nach dem sogenannten "Anschluss", verlassen hat und über Italien ins Schweizer Exil ging. Die Wohnung in Wien III, Rasumofskygasse 20, (gemietet seit November 1921) konnte Musil, trotz finanzieller Probleme und trotz behördlicher Schwierigkeiten, mit Hilfe des befreundeten Ehepaars Franz und Valerie Zeiss bis zu seinem Tod 1942 halten. (Musil [Briefe] 1981, 487 f.) In dieser Wohnung befanden sich der Hausrat, persönliche Gegenstände, die Bibliothek sowie das umfangreiche literarische Archiv samt Arbeitsmaterialien und Manuskripten. Nach Musils Tod musste sie geräumt werden, der gesamte Besitz wurde in die Magazine einer Spedition ausgelagert und bei Kriegsende durch einen Bombentreffer vollständig vernichtet.

Martha Musil brachte die wenigen persönlichen Gegenstände sowie den schriftlichen Nachlass nach dem Tod ihres Mannes von Genf nach Rom, wo sie nach ihrem Tode 1949 von ihrem Sohn, Gaetano Marcovaldi (1898-1977), aufbewahrt wurden. Der über 10.000 Seiten umfassende Nachlass des Dichters befindet sich seit den siebziger Jahren in der Handschriften-, Autographen- und Nachlasssammlung der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und ist Dank der CD-ROM-Edition (Robert Musil: Der literarische Nachlass, 1992, besorgt von Friedbert Aspetsberger, Karl Eibl und Adolf Frisé) zugänglich.

Österreichische Nationalbibliothek zeigen

Das Porträt zu Robert Musil kann auch wenig Multimediales anbieten, da weder Tondokumente von Musils Stimme noch Filmaufnahmen von ihm existieren, wie wir sie etwa von Thomas Mann besitzen, die dem interessierten Publikum den Dichter akustisch oder in bewegten Bildern näher bringen könnten. Vielleicht ist dies aber ganz im Sinne des Autors, der den "Tatsachen" - auch den biographisch-persönlichen - stets misstraut hat und dem "geistig Typische[n]" (Musil 1978, 939) und dem "Möglichen", dem "Noch-nicht-Wirklichen" den Vorzug gab. So kann das "Ideographische vor das Biographische" (Berghahn 1980,13) gestellt und "unter der Oberfläche der vermeintlichen harten Tatsachen das verborgene Leben des Zeitgeistes" (ebd.) unter Umständen verstehbarer gemacht werden.

Die ausgewählten Bilder, Textausschnitte und Kommentare zu Musils Leben, Denken und Werk unmittelbar vor und im Exil sollen sowohl die schwierige biographische Situation des Dichters erhellen, als auch die Komplexität seines Denken und Schaffens illustrieren. Das Porträt bietet gerafft Informationen zu den Jahren zwischen 1931 und 1942 und möchte anregen, auch das in diesem Projekt angebotene Praxisfeld-Modul zu Robert Musil einzusehen und zu bearbeiten. Umgekehrt kann es dem Benutzer und der Benutzerin des Praxisfeld-Moduls als Ergänzung dienen. Wie viel dieses Modul dem Bildband von Karl Corino verdankt, kann nicht genug hervorgehoben werden.

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