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KAPITEL

1. Exil und Sprache
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2. Sprachwechsel - Übersicht
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3. Fallbeispiele
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4. Mehrsprachigkeit - Literarisches Übersetzen: Hilde Spiel - Paul Celan
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5. Anhang
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Primus-Heinz Kucher:
Sprachreflexion - Sprachwechsel im Exil


Einen vorübergehenden Sprachwechsel vom Deutschen ins Englische unternahm hingegen Rose Ausländer in den Jahren ihres zweiten New-York-Aufenthaltes (1946-1957). Entgegen kam ihr dabei zweifellos die polyphone Kindheit und Jugend in Czernowitz (bis 1921) sowie ihr erster Amerika-Lebensabschnitt (1921-1931), dem wir einen beeindruckenden New-York-Zyklus (1927) verdanken. Die Sprach-Landschaft der Bukowina hat Ausländer in einem Gedicht nicht von ungefähr in die Verse "viersprachig verbrüderte/Lieder/in entzweiter Zeit" (Bukowina II, GW, 4,72) gefasst. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema des Sprachwechsels selbst bleibt in den rund 20 englischen Gedichten freilich ausgespart; sie ist im Ansatz nur in Briefen mit amerikanischen Schriftstellerinnen anzutreffen, vor allem mit Marianne Moore, die sie allerdings motivierte, ins Deutsche zurückzukehren (vgl. Helfrich, R. Ausländer, 226 f.).

Ausländer, Rose (1964) zeigen
Ausländer, Rose zeigen
Exil-Club zeigen
Bukowina zeigen
Geschichte der Juden in der Bukowina zeigen
Vielsprachenland am Pruth - Bukowina zeigen

Wie in ihrer deutschsprachigen Lyrik bildet auch in den meisten der englischen Gedichte die Frage nach einem möglichen Aufbruch, die Frage der existentiellen Orientierung eingedenk der Erfahrung der Vernichtung, eines allgegenwärtigen Todes, eines der zentralen Motive und Anliegen. Das Programm-Gedicht "Where shall we start" führt dies in seiner ersten Strophe deutlich vor.

Where shall we start?

Death in our hand, life in our heart - Where do we end? Where do we start? (Rose Ausländer, GW 1, 321)

Mimi Grossberg (1905-1997)

Für Grossberg stellte der Sprachwechsel im Zuge ihrer Flucht 1938 nach New York zumindest auf linguistischer Ebene kein allzu großes Problem dar, betätigte sie sich ja bereits in Wien seit Mitte der 20er Jahre, motiviert durch ihre Freundschaft mit Klara Blum, als Übersetzerin aus dem Englischen, bevor sie 1935 ihren ersten Gedichtband "Der Weg zu dir" veröffentlichte. Es wundert daher nicht, dass sie auch ihr Exiltagebuch ab etwa 1942 zunehmend auf Englisch verfasste, obwohl sie das Deutsche nie aufzugeben gedachte und für ihr veröffentlichtes Werk - meist in Zeitschriften - beibehielt. Diese doppelte Bindung an zwei Sprachen wird Grossbergs Leben und Schaffen weiterhin kennzeichnen; ihre zentrale Rolle in der Redaktion der wichtigen Exilzeitschrift "Der Aufbau" dokumentiert dies.

Der Aufbau zeigen

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