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KAPITEL

1. Lebensphasen
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2. Kramers 'klassische Periode', 1927 bis 1939 - Besonderheiten seines Exilschicksals
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3. Gescheiterte Rückkehr
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4. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Theodor Kramer (1897-1958)


Dazu kommt, dass Kramer wahrlich nicht mit leichtem Gepäck unterwegs ist. In den Jahren des Exils hat sich eine große Masse unveröffentlichter Gedichte angesammelt, die sich durch tagtägliche unermüdliche Produktion unaufhörlich vermehrt. Die Masse des Ungeordneten, Unausgefeilten, Unveröffentlichten liegt wie ein Alb auf der Entschlusskraft Kramers. Schon am 3. Mai 1946 schreibt er seinem Freund Paul Elbogen nach Hollywood: "... bin entschlossen, hier meine Manuskripte aus den Notizheften reinschreiben zu lassen, zu Bänden zu arrangieren und zu feilen, bevor ich zurückgehe." Die Anstrengungen einer Übersiedlung erscheinen als tödliche Gefahr für die Fortführung einer Arbeit, mit der Kramer auch in den folgenden Jahren nicht wirklich weiterkommt.

Kramer, Theodor (1952) zeigen
Kramer, Theodor (1956) zeigen

Es werden hier nur die Hauptlinien einer Entwicklung, die für Kramer eine Katastrophe gewesen ist, nachgezeichnet. Es hat auch gegenläufige Tendenzen gegeben. Verschiedene Menschen, unter ihnen Matejka, aber auch Michael Guttenbrunner, Robert Neumann, Edwin Rollett, Bruno Kreisky, Erwin Chvojka, Hilde Spiel u. a. haben sich um Kramer ehrlich bemüht - freilich ohne Zusammenhang und in verschiedenen Zeiten. Die Liste ließe sich fortsetzen. Diese Bemühungen sind nicht fruchtlos geblieben, aber sie endeten unglücklich.

Guttenbrunner, Michael zeigen
Guttenbrunner, Michael zeigen
Kreisky, Bruno zeigen
Kreisky, Bruno zeigen
Spiel, Hilde zeigen

Zu Hilde Spiel finden Sie Informationen in der gleichnamigen Porträtvorlesung.

"Neuerlich werden Versuche gemacht, mich nach Österreich zu verpflanzen, doch die guten Leute kennen meine körperliche Verfassung nicht. Mein Gott, wenn man mich nur endlich in Ruhe ließe." (Brief an Hilde Spiel, 1. Februar 1957)

Der Widerstand Kramers, sich versorgen zu lassen, hat den Punkt der Unverzeihlichkeit überschritten. Die bürokratische Nächstenliebe schlägt - natürlich ungewollt, unabsichtlich, darum um so gesetzmäßiger - in die Vergewaltigung ihres Objekts um. Am 15. Juni 1957 berichtet Hilde Spiel dem Staatssekretär Bruno Kreisky:

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