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KAPITEL

1. Rudolf Frank: "Fair play". Entstehung, Edition, kritische Urteile
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2. Wien als Stadt des Exils
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3. Geschichte und Roman: Historische Innensichten. Wiener Theater und Kleinkunstbühnen
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4. Geschichte und Roman: Historische Außensichten: Sozioökonomische Gegebenheiten, politische Strukturen, ideologische Legitimationsmuster
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5. Abschließende Bemerkungen
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6. Anhang
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Beatrix Müller-Kampel:
Als Exilant im austrofaschistischen Wien - Rudolf Franks autobiographischer Zeitroman "Fair play"


"Der Katholizismus in diesem Lande hat seit Menschengedenken immer und immer wieder betont, daß er seine weltanschauliche Bindung auch auf die Gestaltung der Gesellschaft überträgt, daß er daher für eine gerechte Neuordnung eintritt, und er hat sich daher bedingungslos hinter das Werk unseres unvergeßlichen Dr. Dollfuß gestellt." (Schuschnigg 1935, 88)

Dem katholischen österreichischen Klerus der 1920er und 1930er Jahre waren Berührungsängste mit der Politik fremd: Der Prälat und Professor für Moraltheologie Ignaz Seipel etwa (Wien 1876-Pernitz 1932) war 1921-1930 Obmann der Christlichsozialen Partei, 1920-1932 Mitglied des Nationalrates und 1922-1924 sowie 1926-1929 Bundeskanzler, suchte durch Stärkung der paramilitärisch-faschistischen Heimwehr die Sozialdemokratie zu bekämpfen und durch Bildung eines Bürgerblocks eine antimarxistische Einheitsfront zu bilden. Kurt Schuschnigg, der nach der Ermordung Dollfuß' die Regierungsgeschäfte übernommen hatte, hielt sich zugute, "zu den bevorzugten Schülern des Meisters" gezählt zu haben, der ihn "besonderen Vertrauens wert erachtet habe". (vgl. Schuschnigg 1937, 75) Der Professor für Neutestamentliche Exegese, Erzbischof und Kardinal Theodor Innitzer (Neugeschrei bei Weipert 1875-Wien 1955) bekleidete 1929/30 das Amt des Sozialministers.

Seipel, Ignaz zeigen

"Honderka, der [...] an dem Entwurf einer Resolution gefeilt hat, hebt den breiten Kopf: "Ihr kennt den Schuschnigg nicht, Kinder, ich kenne ihn. Nach dem Gesetz, nach dem einer angetreten ist, muß er marschieren, da hilft alles nichts. Der Mann hat persönlichen Mut, aber politische Angst. Er fürchtet die klassenbewußten Arbeiter selbst dann, wenn sie ihm helfen. Bei allem denkt er: Was wird der Mussolini dazu sagen? Was wird der Hitler dazu sagen? Was wird Innitzer dazu sagen? Was hätten Seipel und Dollfuß dazu gesagt?" (Frank 1998, 301)

"Ja, dieser Kirchenfürst, dem die spitzen Zungen der Wiener den Spitznamen 'Kardinal Unnützer' angesteckt haben, dürfte wohl etwas darum geben, wenn er ausschauen könnte wie Albert Bassermann: so geistig hoch <, so überirdisch>. ?Unnützer' hat abstehende Ohren und einen sehr irdischen Spießerblick, der vertraulich auf seinen Vorteil schaut. Doch davon merkt sein <Musterschüler,> Zögling und Kanzler nichts." (Frank 1998, 88/Ts 77)

Bassermann, Albert zeigen
Hitler, Adolf zeigen
Mussolini, Benito zeigen

Um eine Anstellung zu erhalten im Wien der damaligen Zeit, leisten Interventionen bei kirchlichen Stellen und gar beim Kardinal gute Dienste:

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