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KAPITEL

1. Prozesse des Vergessens und Erinnerns am Beispiel der "Hasenjagd" Ein Vergleich zwischen Film und Literatur
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2. Elisabeth Reichart: Februarschatten. Roman
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3. Prozesse des Vergessens und Erinnerns am Beispiel des Films "Hasenjagd" (1994) von Andreas Gruber. Ein Vergleich zwischen Film und Literatur
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4. Anhang
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Herbert Staud:
Formen der Erinnerung - Gedächtnisarbeit


Aufgabe:

Lesen Sie im Folgenden aus dem Roman von Elisabeth Reichart: "Februarschatten" das Ende von Kapitel 15. Am Ende dieses 15. Kapitels entscheidet sich Hilde, ihrer Tochter Erika von diesen fast vierzig Jahre zurückliegenden Ereignissen zu erzählen:

"'Soll ich jetzt erzählen oder nicht?' Erika steht auf. Geht unsicher zu Hilde. Deren Hände liegen noch immer verkrampft auf der Bettdecke. Sie nimmt Hildes Hände. Streichelt die Hände. Hilde spürt die Berührung nicht. Hört nur die Worte: 'Wenn du willst, fahren wir nach Hause. Gleich.' Kein Laut mehr im Zimmer. Nur vom Dorfplatz sind Geräusche zu hören. Die herrschende Stille. In der Hilde glaubt, das Pochen in ihrem Kopf zu hören. Die wortlosen Bewegungen der Lippen. Bis sie endlich schreien kann: 'Nach Hause! Nach Hause! Du bist ja total verrückt! Es gibt kein Zuhause mehr für mich! Du hast es mir genommen. Du! Du bist SCHULD!' Hilde beobachtet das Gesicht der Tochter. Noch war die SCHULD nicht erkennbar. Aber bald, bald würde es soweit sein. Ich muss nur die fehlenden Worte finden. Die Worte hin zur SCHULD. Der Wein. Der Wein wird mir helfen. Er wird die Worte für mich finden. Die Worte für jene Nacht und jenen Tag. Die Worte für die Nächte und Tage vorher und nachher stellten sich schon ein. So stimmt es, was sie mir einmal erzählt hat. Dass alles Erlebte, Erfahrene, einfach alles, in unserem Gehirn gespeichert wird. Kein Löschband stünde uns zur Verfügung. Außer zeitbegrenztes Vergessen. Ja. Vergessen, das habe ich gekonnt. Das war ein gutes, brauchbares Löschband gewesen. Auch wenn Hannes es bezweifelt hatte. Hannes. Du hast kein Löschband gehabt. Du hast mich um mein Löschband beneidet. Wie sie mich bald darum beneiden wird. Sie, die mich in das Haus zurückbrachte. In eine Nacht. In einen Tag. In eine kalte Nacht. In einen kalten Tag. In eine Februarnacht. In einen Februartag. Bis zum Anfang meiner SCHULD." (Elisabeth Reichart: Februarschatten, 87 f.)

Reicharts Roman spiegelt verschiedene Schichten der Erinnerungsarbeit wider. Dies wird mit Hilfe von stetig wechselnden Erzählperspektiven vermittelt. Dazu studieren Sie, bitte, die folgenden Hinweise und versuchen Sie, die Arbeitsweise Elisabeth Reicharts nachzuvollziehen.

Arbeitsaufgabe 1

Aufgabe:

Öffnen Sie nun unser ARBEITSBLATT und lesen Sie dort den Textauszug noch einmal sorgfältig durch. Im Arbeitsblatt finden Sie weitere Anleitungen: Sie bekommen einige Fragen gestellt, die Sie, bitte, dort beantworten. Wenn Sie Ihre Fragen beantwortet und Ihre Eintragungen gemacht haben, dann speichern Sie Ihr Arbeitsblatt auf Ihrem PC oder auf Diskette, um es für weitere Fragen im Zuge dieses Praxisfeldes neuerlich aufrufen und bearbeiten zu können. Dann erst kehren Sie zu unserem Praxisfeld zurück.

ARBEITSBLATT: Formen der Erinnerung zeigen

Vergleichen Sie nunmehr ihr Ergebnis:

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