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KAPITEL

1. Jura Soyfer: Das Dachaulied
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2. Theodor Kramer: Der Ofen von Lublin (22.8. 1944)
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3. Fred Wander: Der Siebente Brunnen. Erzählung
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4. Fred Wander: Gesichter (Kap. XI). In: Der siebente Brunnen. Erzählung (1972)
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5. Anhang
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Herbert Staud:
Holocaust und Literatur


Diese zwei Absätze, die Fred Wanders Erzählung "Der siebente Brunnen" eröffnen, handeln nicht nur vom Erzählen selbst, sie zeigen auch in paradigmatischer Form ein wichtiges Kennzeichen dieser Erzählung, nämlich Wanders Gebrauch verschiedener Erzähler: den Ich-Erzähler, den Wir-Erzähler, den Er-Erzähler. Gehen Sie diesem Gebrauch der verschiedenen Erzähler nach, indem Sie die Textpassage noch einmal lesen und dabei die folgende Frage überlegen:

Aufgabe:

An welchen Stellen werden diese Erzähler verwendet und welche spezifischen Funktionen haben sie für die Botschaft des Textes?

Wander weist dem Erzählen also eine wichtige Funktion im Überlebenskampf zu. Unter umgekehrten Vorzeichen tritt dieses Motiv im V. Kapitel des Buches, das ihm seinen Namen gegeben hat, "Der siebente Brunnen", auf. Einen Ausschnitt - den Kapitelbeginn - können Sie hier studieren:

V. Der siebente Brunnen

"Die Männer reden nicht mehr. Vor fast einer Woche, auf dem Riesengebirge, als wir noch zu essen hatten, jeder einen Brotlaib und eine Fleischkonserve, die wir heißhungrig verschlangen, und Schnee, um die Lippen anzufeuchten, vor einer Woche hörte man noch ihre krächzenden Stimmen. Nun sind die Lippen ausgetrocknet. Jetzt reden sie nur noch mit sich selbst, im Fieber, in der Agonie. Einige sind zu Hause angelangt und reden jetzt mit ihren Lieben. Sie erzählen, fragen, schmeicheln, beschwichtigen. Wenn der Zug fährt, wird das Geraune und Todesröcheln vom Rattern der Räder übertönt. Mehrere Tage schon ist der Zug unterwegs." (Wander 1994, 36)

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