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KAPITEL

1. Jura Soyfer: Das Dachaulied
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2. Theodor Kramer: Der Ofen von Lublin (22.8. 1944)
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3. Fred Wander: Der Siebente Brunnen. Erzählung
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4. Fred Wander: Gesichter (Kap. XI). In: Der siebente Brunnen. Erzählung (1972)
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5. Anhang
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Herbert Staud:
Holocaust und Literatur


An einer Stelle heißt es bei Fred Wander:

"Ich erinnere mich an ein anderes Gespräch, nach einem arbeitsfreien Tag, im Dunkel der Baracke. Meir Bernstein und Mendel Teichmann hatten abwechselnd erzählt, in Worten geschwelgt, hatten den Duft herbeigezaubert, der sich am Jom-tew durch enge Gassen wälzt, vor den Häusern der vornehmen Juden, anlockend die Armen, die an den Türen stehen und warten auf eine Gabe. Duft von gebratenen Kälbern und Fisch, von Zwiebeln und Weinessig, Rosinenkuchen und Pomeranzen. Die leuchtenden Augen der Kinder, Singen und Schalksgelächter, und perlendes Kichern der kleinen Mädchen. Dann war eine Pause im Erzählen, und die Stimme Meir Bernsteins schlug plötzlich um: Sünder, der ich war, verdammter hochmütiger Sünder! Hatte geglaubt, ich sei reich und erhaben über alles Unglück, für alle Zeit. Mein Blut würde in den Kindern und Kindeskindern triumphieren! - Und aus dem Dunkel der Baracke, in der die müden Männer lauschten, kam die Stimme Mendel Teichmanns: Der Fluch auf uns ist wie das Wasser des siebenten Brunnens. Wie sagte der große Rabbi Löw? Der siebente Brunnen aber wird wegspülen, was du angehäuft hast, die goldenen Leuchter, das Haus und die Kinder. Nackt wirst du zurückbleiben wie Hiob, als kämest du eben aus der Mutter Schoß. Und das lautere Wasser des siebenten Brunnens wird dich reinigen, und du wirst durchsichtig werden, selbst der Brunnen, bereit für künftige Geschlechter, auf dass sie entsteigen der Dunkelheit, reinen und klaren Auges, das Herz ganz leicht." (Wander 1994, 42)

Aufgabe:

Wechseln Sie nun wieder in unser ARBEITSBLATT, um die Frage 3. 2. zu beantworten. Rufen Sie, bitte, dazu wieder Ihr schon gespeichertes Arbeitsblatt von dem von Ihnen gewählten Speicherplatz auf. Vergessen Sie nicht, Ihre Arbeitsergebnisse im Anschluss wieder unter demselben Filenamen auf Ihrem PC oder Ihrer Diskette zu speichern.

Wander zeigt in seiner Erzählung, welche verschiedenen Aufgaben das Geschichten-Erzählen im Lager haben konnte. Überlegen Sie, welche der im Folgenden genannten Funktionen des Erzählens vor allem im KZ wichtig waren und welche die KZ-Erinnerungs-Literatur hauptsächlich hat. Begründen Sie, bitte, ihre Antworten.

Erzählen in einer Tradition (z. B. Chassidismus) Erzählen als Erinnerung/Überlieferung Erzählen als Dokumentation Erzählen als Versicherung dessen, was man entbehrt Erzählen als Strategie zum Überleben Erzählen als Strategie der Leid-Bewältigung Erzählen als Lust am Erzählen Erzählen als Sinnfindung Erzählen als Warnung Erzählen als Reflexion

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