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KAPITEL

1. Einleitendes
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2. I. Berlin 1931-1933: Die Großstadt als Laboratorium
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3. II. Wien 1933 bis 1938: Zwischen den Stühlen
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4. III. Schweizer Exil 1938-1942: Ein ontologisches Kunststück
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5. Anhang
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Markus Kreuzwieser:
Robert Musil (1880-1942)


Die Kritik und viele Schriftstellerkollegen reagierten enthusiastisch, der finanzielle Erfolg oder das, was man als "Ruhm" zu bezeichnen pflegt, blieben allerdings aus. An Allesch schreibt Musil am 15. März 1931:

"[...] Wenn ich die Kritik überblicke, sehe ich: Erstens die merkwürdige Erscheinung, daß man den Mann o[hne]. E[igenschaften]. imstande ist, bis aufs Höchste zu loben, beinahe ohne daß dabei für den Dichter davon etwas abfällt. Man sagt z. B. Unter den europäischen Romanen der bedeutendste, oder: Kein zweiter deutscher Roman erreicht diese Höhe: daß ich aber danach zumindest unter den deutschen Dichtern bisher unterschätzt worden sei, davon spricht kein Mensch, so als ob das eine ganz andere Sache wäre." (Musil [Briefe] 1981, 503)

Auch Musils Aufnahme in die "Preußische Akademie der Künste, Abteilung für Dichtung", die etwa Thomas Mann, Alfred Döblin oder Oskar Loerke unterstützten, wurde abgelehnt. Da Ernst Rowohlt sich nicht in der Lage sah, den zweiten Teil des "Mann ohne Eigenschaften" in ähnliche Weise wie den ersten vorzufinanzieren, veröffentliche Musil 1932 aufgrund abermaligen Drängens des Verlegers, der, selbst in wirtschaftlichen Nöten, an den Kritiker-Erfolg des ersten Bandes anschließen wollte, die 38 Kapitel der Fortsetzung.

Musil, Robert: Der Mann ohne Eigenschaften, 1932 zeigen
Porträt: Thomas Mann (um 1933) zeigen

1932 hatte sich zudem die (inoffizielle) Berliner Robert-Musil-Gesellschaft konstituiert, die dem Dichter ein sorgenfreieres Weiterarbeiten ermöglichen wollte. Thomas Mann (1875-1955) empfiehlt den Roman in einer Umfrage geradezu hymnisch und setzt sich für einen "Werkzuschuss" der "Preußischen Akademie" ein, ein Antrag, dem man sich, wie Gottfried Benn anmerkt, "nicht entziehen kann, auch wenn man über den in Frage stehenden Roman und seinen Autor anderer Meinung ist." (Corino 1988, 398)

Am 30 Jänner 1933, an dem Tag also, an dem Adolf Hitler Reichskanzler wird und die Nationalsozialisten die Macht übernehmen, erhält Musil die Zusage der Akademie für einen Werkhilfezuschuss in der Höhe von 1000 Reichsmark.

Mann, Thomas: Antrag auf Werkhilfe für Robert Musil zeigen
Hitler, Adolf zeigen

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