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KAPITEL

1. Einleitendes
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2. I. Berlin 1931-1933: Die Großstadt als Laboratorium
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3. II. Wien 1933 bis 1938: Zwischen den Stühlen
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4. III. Schweizer Exil 1938-1942: Ein ontologisches Kunststück
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5. Anhang
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Markus Kreuzwieser:
Robert Musil (1880-1942)


Diese Sammlung enthält wesentliche Texte des Autors, etwa "Das Fliegenpapier" oder "Die Affeninsel" sowie die paradigmatische Erzählung "Die Amsel". Voll bitterer Ironie schreibt Musil in der "Vorbemerkung":

"[...] in der Regel haben Nachlässe eine verdächtige Ähnlichkeit mit Ausverkäufen und wegen Auflösung des Geschäfts und mit Billigergeben. [...] Aber kann man überhaupt noch von Lebzeiten sprechen? Hat sich der Dichter deutscher Nation nicht schon längst überlebt? Es sieht so aus, und genaugenommen, hat es, so weit ich zurückzublicken vermag, immer so ausgesehen, und ist bloß seit einiger Zeit in einen entscheiden Abschnitt getreten. Das Zeitalter, das den Maßschuh aus fertigen Teilen hervorgebracht hat, und den fertigen Anzug in individueller Anpassung, scheint auch den aus fertigen Innen- und Außenteilen zusammengesetzten Dichter hervorbringen zu wollen. Schon lebt der Dichter nach eigenem Maß beinahe allerorten in einer tiefen Abgeschiedenheit vom Leben, und hat doch nicht mit den Toten die Kunst gemein, daß sie kein Haus brauchen und kein Essen und Trinken. So günstig sind die Lebzeiten den Nachlässen. Auf die Benennung dieses Büchleins und seine Entstehung ist das nicht ohne Einfluß geblieben." (Musil 1978, 473)

Der Band wurde in Deutschland verboten. Auch Musils Vortrag "Über die Dummheit" aus dem Jahre 1937 (Musil 1978, 1270-1293), vom dem der Bildhauer Fritz Wotruba (1907 - 1975), später im Schweizer Exil ein treuer Freund des Ehepaars, bemerkte, "es sei der letzte Vortrag von Bedeutung" gewesen, den er in Wien gehört habe, ein "Abschieds- und Totenfest; denn unter den Anwesenden waren 75 Prozent Juden", (Dinklage 1960, 400) zeigt Musils unaufhebbare Distanz zu den europäischen Faschismen deutlich. Da der Rowohlt-Verlag in Deutschland aufgrund der Pressionen in zunehmenden Schwierigkeiten war, kaufte die Wiener Musil-Gesellschaft die Rechte sowie Lagerbestände, und Musil wechselte zum in Wien gegründeten Bermann-Fischer-Verlag. Der I. Band des "Mann ohne Eigenschaften" wurde neu gebunden und die Verlagsleitung drängte auf eine weitere Teilfortführung des II. Bandes. 20 Kapitel kamen in Satz, deren Fahnen Musil korrigierte, als Hitler Österreich okkupierte. Bermann-Fischer musste nach Stockholm weiter emigrieren. Die Fortsetzung konnte nicht ausgeliefert werden. Nachdem er ein durchaus verlockendes Angebot des Claasen-Verlages abgelehnt hatte, verließ Robert Musil Wien.

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