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KAPITEL

1. Einleitendes
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2. I. Berlin 1931-1933: Die Großstadt als Laboratorium
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3. II. Wien 1933 bis 1938: Zwischen den Stühlen
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4. III. Schweizer Exil 1938-1942: Ein ontologisches Kunststück
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5. Anhang
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Markus Kreuzwieser:
Robert Musil (1880-1942)


"Ein solches Zeichen der Zuneigung von Ihnen u[nd] Ihrer Gattin zu empfangen - denn unter den jetzigen Verhältnissen muß das selbst für Sie ein Opfer sein - hat mich mit Glück, aber auch mit Reue erfüllt; wenn sich mein Schicksal, wie ich hoffe, noch zum Besseren wenden kann, wird das immer der feste Stein in dem Morast bleiben, der mir den Tritt hinüber ermöglicht hat." (Musil [Briefe] 1981, 883)

Gerade die letzten Lebensjahre Musils im Schweizer Exil sind in vielfacher Weise besonders schwierig und demütigend. Das Ehepaar kann sich finanziell schwer halten, es ist stets von Zuwendungen aus mehreren unterschiedlichen Quellen abhängig. Wesentlich waren etwa die American Guild for Cultural Freedom mit ihrem Sekretär Hubertus Prinz zu Löwenstein, das Comité international pour le placement des intellectuels réfugiés sowie mehrere private Mentoren. Karl Corino berechnet, dass Musil im Monat annähernd 500 Schweizerfranken zur Verfügung standen - "etwa das Gehalt eines kleinen Angestellten". (Corino 1988, 450) Der wichtigste Helfer in den Schweizer Jahren wurde der Züricher Pfarrer Robert Leujeune (1891-1970).

Pfarrer Dr. Robert Lejeune, Musils unermüdlicher Helfer im Schweizer Exil zeigen
Musils Pass zeigen
Musil, Robert im Arbeitszimmer zeigen

Ständig versucht er Geld zu beschaffen oder aus eigenen Mitteln zu geben, er vermittelt Kontakte, interveniert bei den Behörden und hielt schließlich auch die Toten- und Gedenkrede für den Dichter. Zur problematischen finanziellen Situation kamen die immer wiederkehrenden, demütigenden Ansuchen um die Aufenthaltsverlängerung, diese wurde dann jeweils nur für etwa 2 Monate gewährt.

Musil ist nach dem "Anschluss" deutscher Staatsbürger und bleibt es bis zu seinem Tode, da seine offizielle Begründung für den Aufenthalt in der Schweiz darin bestand, dass er seine Reise krankheitshalber unterbrochen habe. Im Juli 1939 übersiedelten Robert und Martha Musil nach Genf. Das Ehepaar wohnte zunächst im Hotel, dann in einer kleiner Wohnung in der Dependence der Pouponnière, Chemin des Grangettes 29.

Neben den finanziellen Problemen ist es Robert Musils Isoliertheit und Einsamkeit, die Probleme, auch Depression und Verbitterung bringen. Seine Wirkung ist marginal, zudem wurden "Mann ohne Eigenschaften" und "Nachlaß zu Lebzeiten" ab 1939 für das Deutsche Reich verboten (Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums), ab 1941 wurde das Verbot auf alle Schriften Robert Musils ausgedehnt. Während die Welt im Krieg versinkt, arbeitet er an seinem großen Roman-Projekt. Im Tagebuch vermerkt er:

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