zurück zum Inhaltsverzeichnis

KAPITEL

1. Begriffsbestimmung und Bedingungen des Exils
anzeigen

2. Von der Dauer des Exils
anzeigen

3. Sprache
anzeigen

4. Selbstmord
anzeigen

5. Ausblick
anzeigen

6. Anhang
anzeigen

 

Wilhelm Kuehs:
Exil - Aspekte und Kontexte


"Olden, seiner Herkunft nach ein politisch engagierter Journalist, bekannte sich gleich zu Beginn des Exils mit einem aufsehenerregenden Artikel zur Notwendigkeit, dass jeder Exilant sich demonstrativ gegen Hitler stellen müsse. 'Mir wäre nichts Besonderes passiert': So lautete die Überschrift. Oldens Argumentation ist, dass angesichts des Systems der Hitlerschen Diktatur Exilanten nicht nur jene seien, die aus rassischen oder politischen Gründen zur Flucht gezwungen seien, sondern dass es - wie ihn selber - viele gäbe, die ohne den besonderen Anlass der Furcht vor Verfolgung aus ethisch-moralischer Überzeugung Deutschland verlassen hätten, weil sie nicht bereit seien, in einem faschistischem Staat zu leben." (Trapp 1983, 13)

Hilde Spiel

Ähnlich argumentiert auch Hilde Spiel in ihrem Memoirenband "Die hellen und die finsteren Zeiten":

"Und nun beginnt der Prozeß der Aufweichung, der langsamen, aber unausweichlichen Korruption - ein Grund unter anderem, weshalb ich auswandern muß, so bald als möglich, aus diesem Österreich des Ständestaates, aus Furcht vor meiner eigenen Veränderung. Peter [de Mendelssohn, Hilde Spiels erster Ehemann] hat nach dem Krieg, in einem Rundfunkgespräch mit Gottfried Benn, die Notwendigkeit der Emigration aus einem totalitär gewordenen Land daraus erklärt, daß sie einem 'den Rückzug auf einen faulen Kompromiss' unmöglich macht. Wenn ein Mensch sich selbst einen Weg versperrt, 'von dem er weiß, daß er äußerlich bequem ist, ihn aber innerlich in die Hölle bringen wird, dann kann das nicht vergeblich sein'. Und er fügte hinzu: 'Wir alle sind außerordentlich schwache Menschen, drinnen wie draußen, sind alle den unseligen Versuchungen preisgegeben, jeden Tag, Versuchungen politischer, geistiger, moralischer Art, ganz gleich. Es geht darum, sich den Rückzug auf diese Versuchungen abzuschneiden. 'So und nicht anders, empfand ich damals auch.' (Spiel 1989, 114)

Mendelssohn, Peter de zeigen
Spiel, Hilde zeigen

Hilde Spiel flüchtete mit ihrem Mann Peter de Mendelssohn 1936 nach der Ermordung ihres Lehrers, des Philosophen Moritz Schlick, durch einen Faschisten nach England.

Spiel, Hilde (1936) zeigen

S. 3/13 vorherige Seite - nächste Seite

  

IMPRESSUM | 2002 © UNIVERSITÄT SALZBURG