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KAPITEL

1. Lebensphasen
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2. Kramers 'klassische Periode', 1927 bis 1939 - Besonderheiten seines Exilschicksals
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3. Gescheiterte Rückkehr
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4. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Theodor Kramer (1897-1958)


Kramer bewundert nun zwar die Konsequenz und die Anschaulichkeit, mit denen Brunngraber sein Unterfangen durchführt, doch wird darin auch einige Distanz spürbar. Die "beiden großen Romanthemen", von denen Kramer spricht, sind in Wirklichkeit mehr Ausdruck eines Dilemmas denn neue Gebiete der künstlerischen Gestaltung. Das Individuum ist entweder wie in den psychologischen Romanen Stefan Zweigs durch ein ihm selbst verborgen bleibendes Innenleben bestimmt, das nur als dunkler Drang bewusst wird, und dessen Botschaft meist erst in der persönlichen Katastrophe erfahren wird, oder es ist schicksalhaft den Gesetzen einer Ökonomie, auf die es von vornherein keinen Einfluss hat, unterworfen. Das innere Leben des Individuums und sein äußeres Schicksal fallen schlechthin auseinander. In beiden Fällen fehlt die Kategorie der Persönlichkeit, die Einholung und Aufhebung der eigenen Voraussetzungen im tätigen Lebensprozess und die damit einhergehende Versöhnung des Gegensatzes von Innen und Außen. Ob sich die Gestaltung nun ausschließlich auf das Innenleben oder das äußere Leben konzentriert, die menschliche Persönlichkeit kann in diesem Entweder-Oder keine Rolle spielen. Umgekehrt entspringt solche Ausschließlichkeit nicht der Willkür literarischer Moden, sondern dem realen Bedeutungsverlust der Persönlichkeitsentwicklung im Leben der Menschen jener Epoche, die Kramer unbestimmt als 20. Jahrhundert bezeichnet.

Zweig, Stefan zeigen

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