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KAPITEL

1. Ein Klassiker der Moderne
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2. "Prägungen"
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3. Grundlageninformationen
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4. Die Figur des Zacharias in "Methodisch konstruiert"
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5. Literarischer Text und soziologische Studie
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6. Anhang
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Markus Kreuzwieser:
Der "Weg vom Schäbigen ins Ewige". Zu Hermann Brochs "Methodisch konstruiert"


Die mentalen, psychischen, biographischen, politischen, ökonomischen Dispositionen des Menschen im "Wertvakuum", in der Welt des "Wertzerfalls" bildeten jenen Charakter aus, der die Massenbasis und den Bodensatz der nationalsozialistischen Bewegung ausmachte. So erhellt Brochs Kunst ein (historisches) "Gesamtgeschehen" (KW I/5, 44), ohne dabei die "strikte Eindeutigkeit" (KW I/5, 44) einer wissenschaftlichen Studie zu haben. Vieldeutigkeit, Konstruktion, poetischer Entwurf und dichterisches Spiel vermögen so Wesentliches aufzuzeigen, zu analysieren und in den Blick zu rücken.

Wesentlich war Broch, wie er schreibt, die Schilderung der

"deutsche[n] Zustände und Typen der Vorhitlerperiode. [...] Keiner von ihnen ist an der Hitler-Katastrophe unmittelbar 'schuldig'. Deswegen heißt das Buch 'Die Schuldlosen'. Trotzdem ist gerade das der Geistes- und Seelenzustand, aus dem - und so geschah es ja - das Nazitum seine eigentlichen Kräfte gewonnen hat. Politische Gleichgültigkeit nämlich ist ethischer Gleichgültigkeit und damit im letzten ethischer Perversion recht nahe verwandt. Kurzum, die politisch Schuldlosen befinden sich zumeist bereits ziemlich tief im Bereich ethischer Schuld. Dies darzustellen und innerlich zu begründen, war eine der Aufgaben des vorliegenden Buches, und hierzu bedurfte es der vielschichtigen Methode. [...] Nirgends ist diese Art von Schuldlosigkeit so sichtbar wie beim Spießer; selbst als Verbrecher handelt er unentwegt aus edelsten Motiven. Der Spießergeist, dessen Rein-Inkarnation Hitler gewesen ist - in Ansehung einer der Hauptgestalten des Buches ließe sich auch vom Geist der Zacharias-Rasse sprechen -, entpuppt sich immer wieder als der des prüden Raubtiers, das jegliche Grausamkeit, also nicht zuletzt auch die Scheußlichkeiten der Konzentrationslager und Gaskammern ohne weiteres hinnimmt, dagegen von jeglicher Erwähnung sexueller Tatsachen, und gar wenn sie abwegig sind, sich persönlich getroffen und schwer beleidigt fühlt, allerdings damit sich auch selber verrät. Vielerlei Gründe lassen sich für das böse Phänomen anführen, beispielsweise das Abreißen der abendländischen Werttradition sowie die hierdurch bewirkte seelische Unsicherheit und Haltlosigkeit, von der eine so traditionsschwache Zwischenschicht wie das Spießertum sicherlich am intensivsten erfaßt worden ist. [...]" (Entstehungsbericht, KW I/5, 325)

Aufgabe:

Wechseln Sie nun ein letztes Mal in das ARBEITSBLATT, um die abschließende Frage (Frage 2. 10.) in Form eines Essays zu beantworten. Rufen Sie, bitte, dazu wieder Ihr schon gespeichertes Arbeitsblatt von dem von Ihnen gewählten Speicherplatz auf. Vergessen Sie nicht, Ihre Arbeitsergebnisse im Anschluss wieder unter demselben Filenamen auf Ihrem PC oder Ihrer Diskette zu speichern.

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