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KAPITEL

1. Rudolf Frank: "Fair play". Entstehung, Edition, kritische Urteile
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2. Wien als Stadt des Exils
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3. Geschichte und Roman: Historische Innensichten. Wiener Theater und Kleinkunstbühnen
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4. Geschichte und Roman: Historische Außensichten: Sozioökonomische Gegebenheiten, politische Strukturen, ideologische Legitimationsmuster
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5. Abschließende Bemerkungen
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6. Anhang
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Beatrix Müller-Kampel:
Als Exilant im austrofaschistischen Wien - Rudolf Franks autobiographischer Zeitroman "Fair play"


März 1944: Im Austrian Centre werden der Kreis junger österreichischer Schriftsteller und eine Photo-Sektion im Austria Centre Paddington gegründet.

Hochwälder, Fritz zeigen
Horváth, Ödön von zeigen

"Lili hätte große Lust, nach so langer Entbehrung wieder einmal ein menschenwürdiges Stück zu sehen. Oh, da solle sie erst einmal die Kleinkunstbühnen besuchen, sagt Richard. Österreichische Rückwanderer und deutsche Flüchtlinge haben sie aufgetan. Da riskiere man schon ein Tönchen, natürlich durch die Blume, aber das Publikum denke sich sein Teil." (Frank 1998, 84)

"Wien sei ein Dorf, erklärt er und empfiehlt den Besuch der Kleinkunstbühnen am Naschmarkt, Luegerplatz und dem einst sogenannten Freiheitsplatz. Da fände sich noch ein wenig Freiheit, eine Art Eselsfreiheit, darin seien die Herren in Wien großzügiger als die Humorlosen drüben. Vor dem Hanswurst hätten sie keine solch entsetzliche Angst hier. 'Aber', dämpft er gleich wieder, 'das gilt nur in der Innenstadt. In den Außenvierteln ist es beinah das Gleiche." (Frank 1998, 102)

1935 öffnete Jubals "Jüdisches Kulturtheater", eine Emigrantenbühne, am Franz-Josefs-Kai 3 seine Pforten; Rudolf Frank richtete dafür Gutzkows 'Uriel Acosta' und Ashley Dukes' 'Jud Süß' nach dem Roman von Lion Feuchtwanger ein. (vgl. Frank 1960, 346 f., Teller 1982, 290 f. sowie Dalinger 1998, 113-122) 1937 gründete Jubal schließlich das "Moderne Theater" am Schwarzenbergplatz, das mit anderen avantgardistisch orientierten Theatern des Auslands in Verbindung treten sollte. (vgl. Haider-Pregler 1999, 133) Trotz hochfliegender Pläne kam es, abgesehen von Lesungen, zu nur vier Premieren - die letzte davon fand am 18. Februar 1938 mit Gogols 'Revisor' statt. Den Auftakt hatte knapp drei Monate zuvor das Anti-Kriegsstück 'Feuer auf Tschapei' des bis heute unentschlüsselten Pseudonyms William Watt gebildet. (vgl. Haider-Pregler 1999, 133)

Das Stück spielt im "Palace-Hotel Majestic in Shanghai. Im Januar 1932." (Watt 1937, 1) Watt nahm den sechs Jahre zurückliegenden japanischen Angriffskrieg Japans gegen China mit seiner Beschießung der chinesischen Viertel Schanghais zum Anlass, um mit Kriegstreiberei, Rassismus und kapitalistischer Ausbeutung abzurechnen. Infolge der neuerlichen Besetzung Schanghais durch japanische Truppen im Jahre 1937 erlangte das Stück eine Aktualität und Brisanz, die nicht vorhersehbar gewesen waren und unter den pazifistischen Mitwirkenden wohl Entsetzen ausgelöst haben dürften.

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