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KAPITEL

1. Biographische Daten und Kontexte
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2. Hilde Spiel - Die hellen und die finsteren Zeiten - Erinnerungen 1911 - 1962
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3. Hilde Spiel - "Der kleine Bub Desidere" - Frühe Erzählungen
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4. Hilde Spiel - "Kati auf der Brücke", 1933
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5. Hilde Spiel - "Fanny von Arnstein oder Die Emanzipation"
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6. Hilde Spiel - "Lisas Zimmer"
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7. Hilde Spiel - "Welche Welt ist meine Welt?"
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8. Hilde Spiel - "Rückkehr nach Wien" - Ein Tagebuch
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9. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Hilde Spiel (1911-1990)


"Mir, die ich aus Abscheu davor ausgewandert bin, ist es bisher gelungen, mich damit abzufinden, dass meine Eltern weiter unter ihm [dem Regime] leben. Aber dies, die blanke Naivität, die völlige Blindheit gegenüber der Gefahr, raubt mir die Fassung." (Spiel 1989, 174)

"Es ist alles häßlich und unerträglich. Die Eltern sitzen im Feuer. Der Teufel regiert." (TB, 13. 3. 1938; Österreichisches Literaturarchiv, zit. Nach: I. Schramm, Welche Welt war ihre Welt?, Profile, 1999, 15)

Aber Hitler begnügt sich nicht mit Österreich, er besetzt im selben Jahr auch die Tschechoslowakei. Das gefährdet ganz unmittelbar die Existenz von Hilde Spiel, da sie und ihr Mann hauptsächlich vom "Prager Tagblatt" leben. Als die Flüchtlingswelle aus Österreich nach Großbritannien massiver wird, sieht man sich erster Repressionen gegenüber. So werden Hilde Spiels Vater und Hans Flesch-Brunningen kurzzeitig als "alien enemys" auf der Isle of Man interniert.

Ein langer, beinahe endloser Winter ist der Krieg, so eine Metapher Spiels, den sie vor allem in Wimbledon verbrachte. Lange Zeit, bis Hitler mit seinem Einmarsch in die Sowjetunion den Pakt mit Stalin bricht, dachten viele in England, Hitler könnte Überhand gewinnen und die Insel erobern. Rückblickend mag es so aussehen, als hätte ein Teil der Emigranten gewartet, bis dieser Spuck vorbei war, aber damals war es nicht sicher, ob er jemals vorbei sein würde. Mitten im Krieg bringt Hilde Spiel ein Kind zur Welt. Ihre Beziehungen zum P.E.N vertiefen sich. Sie wird britische Staatsbürgerin:

"Wir selbst bleiben durch unsere räumliche Abgeschiedenheit von den Zusammenballungen des deutschsprachigen Exils so gut wie unberührt. Auch Flesch hatte sich, im Zuge ehelicher Schwierigkeiten, von Internierung und darauffolgendem Eintritt in die BBC, aus Wimbleton entfernt. [...] Gewiss sahen wir unsere früheren Freunde weiter, kümmerten uns um Sorgenkinder wie Theodor Kramer, besuchten ab und zu das 'Laterndl', in dem der in Buchenwald zugrunde gegangene Jura Soyfer und die nach London gelangten Kleinkunstdichter [?] gespielt wurden, später auch Nestroy, Anzengruber und Schnitzler, und erlebten auch einmal im deutschen `Kulturbund` ein Kabarett nach Berliner Art. Doch in den beiden P.E.N. Zentren im Exil, jeweils von Robert Neumann und Rudolf Olden begründet, traten Peter und ich nur namentlich auf, und der politisch engagierte 'Kulturbund' zog uns so wenig an wie der 'Club 43', ein schöngeistiger Verein. In all diesen führte Flesch, der gesellige Menschenfreund, obzwar Österreicher und englisch schreibender Romancier, zeitweilig das große Wort." (Spiel 1989, 192-193)

Soyfer, Jura zeigen

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