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KAPITEL

1. Begriffsbestimmung und Bedingungen des Exils
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2. Von der Dauer des Exils
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3. Sprache
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4. Selbstmord
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5. Ausblick
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6. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Exil - Aspekte und Kontexte


Vielleicht hat diese Krankheit auch in der österreichischen Gegenwartsliteratur tiefere Spuren hinterlassen, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Bei Ingeborg Bachmann - man erinnert sich an ihr Interview über den Einmarsch deutscher Truppen, an "Der Fall Franza" - wird die Verletzung offensichtlich, die sie noch später aus dem Land trieb, und selbst Christoph Ransmayrs Aufenthalt in Irland dürfte nicht nur finanztechnische Gründe haben.

Als Hitler 1938 in Österreich die Macht übernahm, war es für viele schon zu spät. Ihnen waren viele Fluchtwege abgeschnitten. Egon Friedell und Kurt Sonnenfeld zum Beispiel sahen das Ende der Zeiten gekommen und nahmen sich das Leben. Andere Autoren wurden von den Nazis ermordet, eine noch größere Zahl wurde verhaftet (z. B. Jura Soyfer) und in Konzentrationslagern interniert.

Friedell, Egon zeigen
Andis, Helli erinnert sich (Jura Soyfer, Austrofaschismus 1934) zeigen
Andis, Helli erinnert sich (Der junge Jura Soyfer, Anfänge seiner Schriftstellerlaufbahn zeigen
Andis, Helli erinnert sich (Jura Soyfers gescheiterter Fluchtversuch in die Schweiz) zeigen
Andis, Helli erinnert sich (Zur Verhaftung Jura Soyfers) zeigen

Wer konnte, floh. Hermann Broch etwa hatte zwar schon länger den Gedanken ans Exil erwogen, schob die Umsetzung aber aus familiären Gründen hinaus. Die erste politische Säuberungswelle im März 1938 brachte ihn auf die schwarze Liste. Am 13. März 1938 wurde er weniger wegen seines Judentums als wegen seiner Schriften verhaftet und ins Bezirksgericht Bad Aussee gebracht. Mangels konkreter Hinweise - Manuskripte waren von seinen Freunden vernichtet worden - musste man ihn wieder freilassen.

Broch, Hermann zeigen
Broch, Hermann: Porträt zeigen
Broch, Hermann zeigen
Broch, Hermann zeigen
Broch, Hermann zeigen
Broch, Hermann zeigen

Ursprünglich wollte Broch nach Paris flüchten, aber es gab Schwierigkeiten mit den Reisepapieren. Das Einreisevisum für England erhielt er Anfang Juli 1938. Ohne Gepäck und finanzielle Mittel flüchtete er nach London. Über die Unterstützung von Thomas Mann und der "American Guild for German Cultural Freedom" erhielt Broch die Möglichkeit in die USA zu emigrieren und erhielt von der Guild dann auch finanzielle Hilfe. (vgl. Durzak 1967, 36 f.)

Robert Musil flüchtete in die neutrale Schweiz, wo er sich zunächst wohl fühlt, später aber das typische Schicksal eines Exilautors erlitt. Die finanziellen Unterstützungen schwanden dahin, die literarische Anerkennung blieb aus. Der Versuch einer Emigration in die USA scheiterte. Robert Musil starb am 15. April 1942 im Schweizer Exil. Wie Hermann Broch setzte Robert Musil seine literarische Arbeit trotz aller Hindernisse fort. Broch arbeitete während dieser Zeit vor allem an seinem Roman "Der Tod des Vergil". Robert Musils am dritten Band des unvollendeten Projekts "Mann ohne Eigenschaften".

Horváth, Ödön von zeigen
Broch, Hermann zeigen
Musil, Robert zeigen
Musil, Robert zeigen
Musil, Robert zeigen
Internationale Robert Musil Gesellschaft zeigen
Musil Museum zeigen

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