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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Erste Kontakte mit einer fremden Kultur
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3. Probleme in der neuen Heimat
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4. Politik im Exil
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5. Schmerzlicher Neuanfang
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6. Anhang
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Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Österreichische Emigration in Kolumbien


Die kolumbianischen "Austriacos Libres" schlossen sich im Oktober 1943 dem allgemeinen Zentralkomitee für Lateinamerika an ("Comité Central Austriaco de América Latina"), das den Zusammenschluss der wichtigsten Vereinigungen der "Austria Libre" in Südamerika ermöglichte und sich als Teil des "Free Austrian World Movement" (London) verstand. (vgl. Goldner 1977, 256)

Am 30. Oktober 1943 schlossen sich aus zwölf lateinamerikanische Staaten die "Austria Libre"-Vereinigungen in Montevideo zusammen; Generalsekretär wurde Dr. Karl Stephan Grünberg.

Es ist bemerkenswert, dass in Kolumbien, aber letztlich in allen südamerikanischen Staaten eigenständige österreichische Auslandsorganisationen aufgebaut wurden, deren Ziel ausnahmslos die Wiederherstellung Österreichs war. Die Moskauer Deklaration bedeutete für sie eine Bestätigung ihres Wirkens und bot neue Möglichkeiten eines selbstbewussteren Auftretens. Die Mischung aus "Patriotismus" und "Kosmopolitismus", wie sie zunächst der Haltung der konservativen Kräfte entsprach, und der gesellschaftspolitische Ansatz der Linken, die eine soziale und demokratische Neugestaltung einforderten, haben sich bis zu einem gewissen Grad ergänzt. In der ersten Phase des Exils überwog nach außen die "patriotische Haltung". Ausgehend von der politischen und kulturellen "Vergangenheit" Österreichs stand der Charakter des Unrechts und der Nicht-Akzeptanz des "Anschlusses" fest. Letztlich war diese Haltung eine Voraussetzung, sich im Exilland verständlich zu machen. Das österreichische Exil stand immer auch in Gefahr, den Charakter einer politisch bornierten Eigentümlichkeit anzunehmen, die Gemeinsamkeit mit der faschistischen Entwicklung in Italien und Deutschland zu verschleiern. Vertrauen in eine mögliche Zukunft konnte sich nur in den Forderungen nach einer sozialen Gesellschaft, nach gleichem Recht und politischer Gestaltungsfreiheit herstellen, die eine kritische Absage an eine bloße Restauration voraussetzte. Beide Haltungen bildeten die Grundlage für die Selbstbestärkung wie für die politische und kulturelle Agitation, die die Exilant/innen nicht bloß im Status von Sozialfällen beließ. "Das österreichische Volk setzt sich seiner Herkunft nach aus allen Nationen Zentraleuropas zusammen. [...] Die 2 Millionen Wiener pflegten eine kulturelle Lebensform, die nicht dem eingesperrten Leben eines antihistorischen Nationalismus entsprach, sondern der Weltkultur", wurde in einem Flugblatt kolportiert. (Flugblatt [span.] DÖW, Akt 8504)

Moskauer Deklaration zeigen

Das Comité de los Austriacos Libres war Kommunikationszentrum für die Mitglieder (200 in Bogotá), mit Vorträgen und Klavierabenden im kleineren Kreis; so hielt der Ingenieur Emanuel Rosenberg, der von 1917 bis zum März 1938 technischer Direktor der Elin Werke in Weiz, Steiermark, war und die "Rosenberg-Maschine", einen Dynamo für die elektrische Zugsbeleuchtung, und ein Umformungsaggregat für das Elektroschweißen erfunden hatte, Vorträge über sein Fachgebiet.

Eine Würdigung von Emanuel Rosenberg verfasste Wilhelm Frank. (In: Stadler 1987, 431)

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