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KAPITEL

1. Einleitung
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2. Erste Kontakte mit einer fremden Kultur
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3. Probleme in der neuen Heimat
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4. Politik im Exil
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5. Schmerzlicher Neuanfang
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6. Anhang
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Siglinde Kaiser-Bolbecher:
Österreichische Emigration in Kolumbien


Der Sozialist Kurt Weiss - in Bogotá hatte er eine Anstellung bei der Alkohol-Monopol Gesellschaft erfreute mit Aufführungen seines Marionettentheaters. Die Figuren stellte er selbst her, eine Fertigkeit, die er sich als Jugendführer bei den Roten Falken erworben hatte. Die Schriftstellerin Margot Hermer (verheiratete Neumann) gestaltete Literaturabende mit Lesungen aus der deutschsprachigen Literatur. (Gespräch mit der Verfasserin am 26. Mai 1993 in Bogotá) Um Geld für die Flüchtlingshilfe zu sammeln, wurde zu Festen der "Austriacos" ins "Instituto Colombo-Británico" geladen und ein Basar aufgebaut.

Margot Hermer besaß noch die Textauswahl, bevorzugt las sie Heine, Goethe und Rilke.

Die ersten größeren, öffentlich wirksamen Veranstaltungen fanden 1942 statt. Zunächst erreichte das Comité de los Austriacos, dass die Österreicher beim jährlichen Ball der Alliierten mit einen Pavillon vertreten waren. Franz Lichtenberg gestaltete die Kulissen als "Wiener Heurigen" auf der Bühne des Teatro de Colon (Nationaltheater). Diese Beteiligung war eine wichtige politische Manifestation, die sich in den folgenden Kriegsjahren wiederholte. (Dankschreiben von Koloman Brunner von Lehenstein an Franz Lichtenberg, 7. Oktober 1942. DÖW, Akt 6426)

Am 7. November 1942 fand die Premiere der Johann-Strauß-Operette "El Murcielago" ("Die Fledermaus") im Teatro de Colon statt, die vielleicht am stärksten beachtete kulturelle Aktivität des österreichischen Exils. Die Aufführung wurde vom kolumbianischen Präsidenten unterstützt, der auch mit zahlreichen Regierungsmitgliedern bei der Erstaufführung anwesend war. Eugen Strehn, der die künstlerische Leitung hatte, und Herbert Fröhlich, der für die Musik verantwortlich zeichnete, wählten diese Strauß-Operette, da bereits eine spanische Textvorlage existierte. Im Ensemble wirkten deutsche und österreichische Sänger/innen zusammen. Gespielt wurde für das Rote Kreuz, die Einnahmen, insgesamt 750 Pfund, wurden über Vermittlung von Otto Hecht und dem ehemaligen österreichischen Botschafter in London, Sir George Franckenstein, dem "Duke of Gloucester's Red Cross and St. John Fund" überwiesen. (Siehe Briefwechsel zwischen Otto Hecht [9. März 1943, London] und Lord Iliffe [4. Mai 1943] mit Koloman Brunner von Lehenstein. DÖW, Akt 8504)

Teatro de Colon: Programmzettel zeigen

Hecht "warnt" allerdings davor, dass das "Free Austrian Movement" die Spende für sich vereinnahmt, denn dann "würde sich Sir George augenblicklich zurückziehen." Darin spiegeln sich die politischen Differenzen und Konkurrenzen der verschiedenen Exilorganisationen wieder.

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