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KAPITEL

1. Australien
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2. "Österreichisches" Exiltheater und -kabarett
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3. Frühe Reaktionen (1941-1950)
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4. Hochblüte (1950-1960)
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5. Sprach- und Identitätswechsel (1957-1973)
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6. Anhang
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Birgit Lang:
"The Earnestness of being Importer." "Österreichisches" Theater und Kabarett im australischen Exil


Der Autor des Stücks Hans Jaray hatte sich bereits in den dreißiger Jahren einen Namen als Bühnenautor gemacht. "Ist Geraldine ein Engel?" war 1933 ein großer Erfolg am Theater in der Josefstadt gewesen und wurde dort 77mal en suite aufgeführt. 1938 wurde Jaray von den Nationalsozialisten vertrieben. Er überlebte die Exiljahre in Shanghai und kehrte danach nach Österreich zurück, wo er seine Karriere fortsetzen konnte.

Eine Vielzahl von Besprechungen und Kommentaren veranschaulichen den Erfolg der australischen Aufführung. Hier eine als "Leserbrief" aufgemachte Besprechung im "New Citizen", einem der Organe der Flüchtlinge:

"Rather than attempting critically to assess the individual merits of your ensemble, let me say this: I have known the play from its first night at the Reinhardt Buehne [Gemeint ist das Theater in der Josefstadt unter seinem Direktor Max Reinhardt.] in Vienna about thirteen years ago. I was then wielding the "big stick" of the theatrical reviewer of a widely read paper. [...] when I first heard of your brave venture to present a full length play in Sydney, I confess that I was a little apprehensive - of the public reaction and of - well, of the presentation. Being what we are and given the perpetual comparison, I had my own private misgivings. Now I am glad, very much so, to offer you my humble apologies: You have achieved the uphill success of having made us completely oblivious of whatever merits past performances of this play might have had. You have given us instead not just a Sydney variety of the Vienna performance (anyone with some "home-made" theatrical routine could have done that) - but an admirable full-blooded creation of your own. This is the merit of your venture: to have shown clearly to our little community that the tradition of the European theatre can be and ought to be alive in this country, despite occasional voices to the contrary, not because we wish to segregate in islands of frustrated outsiders, but by the maintaining of a treasured cultural heritage, by cultivating a loving memory of a few highlights of happier days." (A Letter to Das Kleine Wiener Theater. In: The New Citizen 15.12. 1948, 8)

Merit: Verdienst; wielding the "big stick" of the theatrical reviewer: Kritiken verfassen; venture: Unternehmen; apprehensive: besorgt; misgiving: Zweifel; oblivious: vergesslich

Die Besprechung im "New Citizen" macht die vielfältigen Bezugspunkte der Aufführung durch das Kleine Wiener Theater deutlich. Demnach ruft die Inszenierung von "Ist Geraldine ein Engel?" den Zuschauer/inne/n zuerst die Josefstädter Aufführung aus dem Jahr 1933 in Erinnerung. Dadurch dass der Autor des Stücks dasselbe Schicksal wie die australischen Emigrant/inn/en erlitten hatte, erfolgt zudem eine Anknüpfung an die Erfahrung der Vertreibung. Und die Neuinszenierung - das wird in der Besprechung deutlich - kann sich zwar auf die Vergangenheit berufen, muss jedoch gleichzeitig über diese hinauswachsen. Sie ist es, welche den Emigrant/inn/en Raum in der australischen Gegenwart verschaffte.

Bunter Abend zeigen
Jaray, Hans: Ist Geraldine ein Engel? zeigen
Kleines Wiener Theater zeigen

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