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KAPITEL

1. Politisches Kabarett
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2. Blaue Blusen/Rote Spieler
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3. Jüdisch-Politisches Cabaret
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4. Der liebe Augustin
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5. Die Stachelbeere
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6. Die Seeschlange
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7. Literatur am Naschmarkt
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8. ABC
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9. Anhang
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Herbert Staud:
Die Wiener Kleinkunst der Zwischenkriegszeit im Widerstand gegen den Faschismus


Auch die Karikatur nahm sich der Formel "ora et labora" an. Die folgende Zeichnung erschien in der satirischen Zeitschrift "Götz von Berlichingen" am 17.12. 1929:

Prosit Neujahr zeigen

Mit einem Wortspiel wird auf die Unterstützung der Heimwehren durch die Industrie hingewiesen. Als Geldeintreiber fungiert Prälat Seipel.

Auch wir wollen eine Parodie verfassen. Und zuerst suchen wir den Beginn unseres Gedichts, nämlich den Titel, der angibt, welche Textsorte hier parodiert werden soll. Gleichzeitig wird mit dem Titel kundgetan, dass die Kirche nicht nur körperliche Enthaltsamkeit, sondern auch Enthaltsamkeit der Arbeiter in Sachen Politik fordert - Enthaltsamkeit gegenüber ökonomischen Forderungen sowie gegenüber ideologischen Einflüssen.

2. Das eigentliche Gedicht beginnen wir damit, dass wir eine Aussage des politischen Gegners in Form eines Aussagesatzes wiedergeben. Wir vereinfachen dabei vielleicht etwas, aber Zuspitzung ist nun einmal ein Mittel der (politischen) Satire, noch dazu, wenn diese Aussage in den verschiedensten Formen ständig wiederholt wird. Um das Ganze zu verstärken und es den Zuhörern noch einmal einzubläuen, wollen wir die Zuhörer direkt ansprechen. Das ist in einer Predigt üblich, sicher aber auch ein Verfahren des Agitprop-Theaters, das von einem politischen Kabarett der Arbeiterbewegung verwendet wird. Der Vortragende der Zeilen hat damit einen Rollenwechsel vom sozialdemokratischen Agitator zum eifernden Prediger vollzogen.

3. Mit den ersten zwei Zeilen merken wir auch schon, dass unsere "Antimarxistische Fastenpredigt" einen Paarreim aufweist. Das hilft bei der weiteren Zusammensetzung des Puzzles natürlich ungemein.

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