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KAPITEL

1. Biographische Daten und Kontexte
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2. Hilde Spiel - Die hellen und die finsteren Zeiten - Erinnerungen 1911 - 1962
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3. Hilde Spiel - "Der kleine Bub Desidere" - Frühe Erzählungen
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4. Hilde Spiel - "Kati auf der Brücke", 1933
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5. Hilde Spiel - "Fanny von Arnstein oder Die Emanzipation"
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6. Hilde Spiel - "Lisas Zimmer"
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7. Hilde Spiel - "Welche Welt ist meine Welt?"
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8. Hilde Spiel - "Rückkehr nach Wien" - Ein Tagebuch
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9. Anhang
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Wilhelm Kuehs:
Hilde Spiel (1911-1990)


"Das Gefühl, einer weltweiten, häufig herzlichen, häufig unerträglichen, immer im Guten oder Bösen an- und aufregenden Familie anzugehören, habe ich mir fast ein halbes Jahrhundert lang bewahrt." (Spiel 1990, 43)

In dieser Familie erlebte sie die scharfen intellektuellen Auseinandersetzungen mit dem Kalten Krieg, die Konflikte zwischen Ost und West. Da gab es ebenso die kommunistischen Hardliner, wie die strikten Anti-Kommunisten. Bei aller Konfrontation, so H. Spiel, sei dabei das Prinzip Toleranz immer gewahrt geblieben: "Nie war man in dieser wahrhaft völkerverbindenden Gemeinschaft je total zerstritten, jeder Wirrkopf oder ideologische Starrkopf blieb stets ein "cher confrère". (Spiel 1990, 124) Die Haltung der Toleranz und des nachsichtigen Abwägens hat Hilde Spiel von Seiten des Jugendfreundes (!) Friedrich Torberg, der sich mit seiner Zeitschrift "FORUM" dem Kampf gegen den Kommunismus verschrieben hatte, den Vorwurf eingebracht, eine Sympathisantin des Sowjet-Regimes zu sein.

Dieser Konflikt zwischen Torberg und Spiel wird sich, durch manche Intrige angefacht und am Leben erhalten, über Jahrzehnte erstrecken. 1951 fühlt sich Torberg sogar dazu bemüßigt, Arthur Koestler in London von der angeblichen zweifelhaften Haltung Spiels den Sowjets gegenüber zu informieren. Diese Auseinandersetzung verschärfte sich, als Hilde Spiel 1963 nach der Trennung von ihrem Mann Peter de Mendelssohn nach Wien zurückkehrt und dort mit Hans Flesch-Brunningen zusammenlebt.

Torberg, Friedrich zeigen
Flesch-Brunningen, Hans zeigen

1952 unternimmt Hilde Spiel eine Reise in die USA. Der Weg führte sie von der Ostküste in den Süden und von dort nach Kalifornien. In New York wird sie von Hermann Kesten empfangen. Ähnlich war es dann auf der ganzen Reise.: Immer wieder stießen Hilde Spiel und ihr Mann Peter de Mendelssohn auf alte Freunde und Bekannte, die nach ihrer Flucht vor Hitler den Weg zurück nicht gefunden hatten, oder nicht finden wollten. Der Besuch beim Ehepaar Mann in Pacific Palisades zeigt, wie hartnäckig viele an ihrer Vergangenheit festhielten. Thomas Mann hätte auch in Zürich, in Lübeck oder in München nicht anders gewohnt. In Kalifornien treffen sie auch auf Salka Viertel, Marta und Lion Feuchtwanger, Gina Kaus und die Bildhauerin Anna Mahler. Trotzdem gerät die Reise nicht zu einer bloßen Besuchstour. Die vielfältigen Eindrücke, die Hilde Spiel in dieser neuen Umgebung sammelt, schlagen sich in dem Roman "Lisas Zimmer" (engl. "Darkened Room") nieder.

Die spätere Rückkehr nach Wien wird 1954 mit dem Kauf eines Ferienhauses am Wolfgangsee eingeleitet. Dort setzt sich nach dem Krieg fort, was vorher als Sommerfrische praktiziert worden war, das zwanglose Wiederanknüpfen sozialer und intellektueller Kontakte, der Aufbau eines Netzes von Freundschaften. Schriftsteller, Künstler und Politiker hatten schon während der Monarchie das Salzkammergut als Ort der Erholung gewählt, und nicht wenige von ihnen besaßen dort Häuser. Mit einem Hauch der Nostalgie versehen, nahm man diese Gewohnheit nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf, und man pflegte sie bis in die 80er Jahre. So treffen sich bei Spiel und Mendelssohn alsbald ehemalige Exilanten wie Leo Perutz und Franz Theodor Csokor aber auch Heimito von Doderer und Alexander Lernet-Holenia.

Csokor, Franz zeigen
Doderer, Heimito von zeigen
Lernet-Holenia, Alexander zeigen
Perutz, Leo zeigen
Perutz, Leo zeigen
Kaus, Gina zeigen

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