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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)


Hier erlebten sie den Beginn des Zweiten Weltkriegs mit, der Hausmann die Entscheidung zwischen Konzentrationslager und Militärdienst in der tschechischen Armee abverlangte. Den gewählten Militärdienst musste er wegen seinem Augenleiden nie leisten, trotzdem musste er Paris wegen der kritischen Situation bald wieder verlassen. Zuflucht bot Peyrat-le-Chateau in der Haute-Vienne, wo Einnahmen aus Unterrichtsstunden und der Veröffentlichung von Artikeln, vor allem aber die Hilfe der Familie Prevot das Überleben ermöglichten, das durch den Terror rechter Patrioten und die Einlieferung in ein Internierungslager - aus dem die Flucht gelang -mehrmals in Frage gestellt wurde. Als das Ehepaar Hausmann 1944 ein weiteres und letztes Mal übersiedelte, begleitete sie die 21jährige Tochter Marthe Prevot als Geliebte Hausmanns nach Limoges.

"Im Jahre 1944 konnte ich durch das jüdische Emigranten-Comité (denn ich selbst wurde wegen meiner jüdischen Frau und einer wahrscheinlich jüdischen Grossmutter von den Deutschen als Voll-Jude betrachtet) Beziehungen mit den damals sehr links stehenden Limoger Behörden aufnehmen, was uns erlaubte, im November 1944 nach Limoges zu übersiedeln, wo wir von 1945 an mehrere Jahre hindurch eine Unterstützung durch das jüdische Comité erhielten, und wo ich die meist nur jiddisch sprechenden Mitglieder in Rechtsfragen beriet und ihre Korrespondenz in englischer Sprache für England und Amerika führte." (Hausmann o. J., In: Koch: "Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs" 1994, 20).

Die folgende Zeit war voller Entbehrungen, die kleine Dachgeschosswohnung desolat und so feucht, dass die Bücher zu schimmeln begannen.

Die Unterstützung der internationalen Flüchtlings-Organisation reichte nicht zum Leben, und Hedwig sorgte mit Sprachunterricht für ein karges Einkommen, dem Hausmann oft lange Zeit nichts beisteuern konnte, so dass es sogar für die allernotwendigsten Lebensmittel an Geld mangelte. In einem Brief an Elfriede wird Hetas, wie Hausmann Hedwig nannte, schlechter Zustand deutlich:

"Im Übrigen, ich glaube, was das Gewicht angeht, so hat Heta Euch geschlagen - sie wiegt genau 39,400!" (Hausmann 1948. In: Lindlar/Bartsch/Koch 1996, 315)

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