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KAPITEL

1. Die literarische Bedeutung Berthold Viertels
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2. Jüdische Herkunft
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3. Jugendlicher Ausbruchsversuch und Rückkehr
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4. Berthold Viertel und Karl Kraus
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5. Republikanismus, Weimarer Republik
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6. Theaterkonzeption, Kultur und Zivilisation, Rotes Wien
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7. Berthold Viertel und der Sozialismus
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8. Die Stellung zur Österreich-Frage
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9. Literarische Strategien
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10. Das Verhältnis zum Exil
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11. Die Stellung innerhalb des deutschsprachigen Exils in den USA
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12. Die Nachkriegssituation
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13. Der "Reichskanzleistil"
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14. Die spätere Theaterauffassung
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15. Zur Rezeption des literarischen Werks
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16. Anhang
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Konstantin Kaiser:
Berthold Viertel (1885-1953)


Der Vergleich zwischen Viertels Sicht auf Arno Holz und auf Tennessee Williams verdeutlicht noch einmal die Entwicklung, die Viertel in den zwanzig Jahren 1927-1947 durchlaufen hatte. Viertel hatte sich als Zeitgenosse und Protagonist einer Moderne verstanden, die den Augenblick einer epochalen Neuentdeckung des menschlichen Wesens gekommen sah. Als ihre Vorläufer galten Kierkegaard und Strindberg, Dostojewski und Nietzsche. Die Widersprüche dieser Moderne, die Versuche, sie sowohl zu überwinden als auch ihre treibenden Impulse zu erhalten, lassen sich in Viertels Essayistik bis zum Schluss verfolgen. Den "Traum von der Realität" - so der Leitgedanke eines seiner letzten Essays (vermutlich 1952) - hat Viertel nie aufgegeben. Am Ende seines Lebens bekannte er sich zu dem "ethisch-ästhetischen Zwang, die Realität zu erträumen, so wie sie ist, mit all ihren Konsequenzen":

"Da will das Traumvermögen nicht dem, was wir oft so geringschätzig den ,Alltag' nennen, entfliehen, auf den weichen Kissen des Trostes, oder auf den Traumflügeln der Hoffnung; sondern es ist bestrebt, die Realität zu ergreifen, sie, von der nur Teile für uns ergreifbar sind, die für uns unbegrenzte zu ertauchen und zu erfliegen, sie zu ergänzen, sie nahe und immer näher zu bringen, sie immer noch unentrinnbarer und wirklicher zu machen, um sie zu gestalten. Diese Tendenz des Traumes hängt nicht am Glück und nicht an der Schönheit, sie kennt und anerkennt nur die Wahrheit."

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