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KAPITEL

1. Biographie: Raoul Hausmann - der Dadasoph
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2. Hausmann und seine Zeit
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3. Dadü Dada!
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4. Manifeste
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5. Der neue Mensch
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6. Hausmann im Exil
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7. Die wichtigsten Buchprojekte
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8. Optophonetische Poesie
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9. Photographie
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10. Der größte Tänzer aller Zeiten
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11. Satire
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12. Anhang
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Gabriele Frankl:
Raoul Hausmann (1886-1971)


1968 löste die geplante Verleihung des "Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse" bei Hausmann Stolz und Freude aus, die jedoch bei zunehmender Hinterfragung der Situation deutlich nachließen:

"Als mir Herr Hofrat Matejka die österreichische Auszeichnung vorschlug, nahm ich sie zunächst aus einer Regung wohl verständlicher Eitelkeit an, denn es hat für mich immerhin 50 Jahre gedauert, bevor ich in der sogenannten Kunst-Welt den Platz einnehmen konnte, der mit zukommt. Vor allem war es auch deshalb, weil man mich in Österreich in den offiziellen Kreisen gar nicht beachtet hatte. Ich fühlte mich geschmeichelt, entgegen dieser allgemeinen Missachtung, von der österreichischen Regierung geehrt zu werden. / Nachträglich aber fragte ich mich, wieso ich zu dieser Ehre käme, denn auch heute noch weiß man so gut wie nichts von mir. / Es wird Ihnen wohl bekannt sein, dass ich vor 50 Jahren Dadaist war, und dass ich vor allen Dingen die landläufigen Kulturbestrebungen bekämpfte, mit dem Erfolg, dass die national-sozialistische Regierung mich als degenerierten Künstler erklärte und meine Arbeiten teilweise vernichtete. / [...] Das einzige Etwas von Freiheit, das ich in meinem Leben gefunden habe, liegt in meinen Ideen, die zwar nicht anarchisch sind, dagegen aber doch jedem Regierungs-System abgeneigt. / Zwar wäre die Verleihung des Ehrenkreuzes durch die österreichische Regierung eine grosse Ehrung für mich, aber auf die Länge musste ich mir sagen, dass ich durch die Annahme dieser Ehrung meinem tiefsten Wesen widerspräche und ich mir vor mir selbst unaufrichtig erscheinen würde." (Hausmann 1970, In: Koch: "Ich bin immerhin der größte Experimentator Österreichs" 1994,126)

Im gleichen Jahr lehnte Hausmann die Teilnahme am Österreichischen Pavillon beim 'Festival International du Livre' in Nizza aus angeblichen Kosten- und Termingründen ab - als weiteres Zeichen der Absage gegenüber dem immer noch nationalistisch-autoritären Österreich, das sich wiederholt Kritik zuzog:

"Ich habe von Kolleritsch etwas ganz Grausiges erfahren: man will ihm die Subvention für die ?manuskripte'" wegen "Verbreitung degenerierter und pornographischer Literatur" entziehen. Sind wir denn schon wieder bei Hitler angelangt?" (Hausmann 1967, In: neue texte 36/37, S. 7)

Obwohl Österreich für Hausmann mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden war, die noch oft auflebten und denen er z.B. auch seinen Text 'Frisch Wasser' widmete, verleideten ihm die Umstände ein Wiedersehen mit der 'Heimat'.

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